Musiker*innen Umfrage "Sounds like NRW"
Ergebnisse zur Lage der Popmusik-Schaffenden

Das PopBoard NRW hat mehrere Studien beauftragt, um das Musikökosystem in Nordrhein-Westfalen in seinen zahlreichen Facetten zu untersuchen.  Die Studie „Sounds Like NRW” ist Teil einer groß angelegten empirischen Untersuchung im Sinne einer Inventur des Pop-Standorts Nordrhein-Westfalen. Im Zuge der Erhebung zu den Arbeits- und Produktionsbedingungen von Musiker*innen aus dem Bereich der Popmusik wurden Kontakte von über 2500 Bands und Solo-Künstler*innen zusammengetragen und in die Pop-Map integriert.

 

Der vorliegende Bericht präsentiert die Ergebnisse zur Lage der Pop-Musiker*innen in Nordrhein-Westfalen und geht dabei systematisch und differenziert auf die Arbeits- und Produktionsbedingungen der Pop-Musiker*innen ein. Adressiert sind dabei alle (Pop-)Musiker*innen mit Wohnsitz in Nordrhein-Westfalen, unabhängig von Alter oder Karrieresituation. Die hier dargestellten Ergebnisse beruhen auf Angaben von 622 Musiker*innen, die den umfangreichen Fragebogen zwischen Dezember 2022 und Februar 2023 beantwortet haben. Die Mehrheit der Befragten lebt in den größeren und großen Städten Nordrhein-Westfalens; durch die gezielte Steuerung ist es jedoch gelungen, Befragte aus allen fünf Regierungsbezirken zu gewinnen und fast alle 53 Kreise in der Stichprobe zu repräsentieren.

 

Die Studie analysiert unter anderem die Aktivitäten von Musiker*innen (bspw. Konzerte, Musikunterricht und Proben), ihre ökonomische und professionelle Situation (bspw. Einkommen und Gagenniveaus), ihre Netzwerke (bspw. die Kooperation mit anderen Akteur*innen der Musikwirtschaft), die Inanspruchnahmen von Förderungen sowie die Beurteilung des Standorts NRW für Popmusik-Musiker*innen. Auf Basis dieser Daten evaluiert dieser Bericht die Produktions-, Arbeits- und strukturellen Rahmenbedingungen von Pop-Musiker*innen in NRW.

 

Die Ergebnisse dieser Studie sind hilfreich für eine sachliche, evidenzbasierte und konstruktive Debatte, die zum einen Musiker*innen selbst und zum anderen Policymaker*innen aus Verwaltung, Politik und Verbänden auf kommunaler und Landesebene adressiert. Akute Schocks, ausgelöst durch die Corona-Pandemie oder Kriege, sowie längerfristige Umbrüche stellen alle (Musik-)Akteur*innen vor Herausforderungen. Wissenschaftliche Forschung kann Orientierung bieten und helfen, Rahmenbedingungen genauer auszuleuchten sowie aktuelle Fragen systematisch zu beantworten – bspw. in der Debatte um (Mindest-)Gagen, Förderpolitik, Diskriminierung, Teilhabe, Nachhaltigkeit oder Resilienz des Musikökosystems im Gesamten.

Beispielhafte Ergebnisse aus der Studie:

Inanspruchnahme Förderprogramme, S. 34, Grafik 29

Die drei wichtigsten Gründe für die Nichtinanspruchnahme von Förderprogrammen bilden die mangelnde Kenntnis von der Existenz von Förderprogrammen (45 Prozent), unklare Antragsberechtigungen (32 Prozent) oder als zu kompliziert empfundene Antragsverfahren (31 Prozent).        

Diskriminierungserfahrungen, S.37, Grafik 32

Die Grafik zeigt die Diskriminierungserfahrungen differenziert nach Geschlecht. Die drei häufigsten von Befragten benannten Situationen sind das Nicht-ernst-genommen- Werden oder Belächeltwerden als Musiker*in oder Künstler*in sowie Annahmen aufgrund ethnischer Zuschreibungen und „rassistische Stereotype”.

Die Ergebnisse der Befragung machen deutlich, dass die Musiker*innen in NRW eine diverse Gruppe mit unterschiedlichen Ansprüchen in unterschiedlichen Situationen darstellen. Kultur- und Förderpolitik sowie wissenschaftliche Untersuchungen müssen dieser Heterogenität Rechnung tragen und differenzierte Analysen liefern, auf deren Grundlage sich Bedarfe identifizieren und kulturpolitische Implikationen entwickeln lassen.

 

Die Ergebnisse bekräftigen das Engagement des PopBoards NRW, denn es wird beispielsweise deutlich, dass im Bereich der Förderung Bedarfe offen liegen, z.B. bei der Schließung von Hürden bei der Inanspruchnahme von Förderprogrammen. Vielfältige Diskriminierungserfahrungen sind Grund genug, um sich für eine Verbesserung der gerechten Teilhabe einzusetzen. Grundsätzlich ist auffällig und spannend, dass die Musiker*innenszene sehr verschiedenartig in Bezug auf die Zusammensetzung und Aktivitäten ist und deshalb unterschiedlichste Unterstützungsmaßnahmen Sinn machen. Einige ausgewählte Handlungsempfehlungen in unterschiedlichen Bereichen werden im letzten Kapitel aufgeworfen und kurz erläutert. 

IMPRESSUM

Herausgeber: PopBoard NRW UG, Klever Straße 23, 40477 Düsseldorf

Wissenschaftliche Projektleitung: Heiko Rühl

Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen: Niklas Blömeke,  Katharina Holec, Dr. Johannes Krause

Layout & Satz: Der Kraken GmbH, Schwanenwall 12, 44135 Dortmund, https://www.der-kraken.de

Lektorat: Stephanie Rüdinger