28 Jan. KURZINTERVIEW MIT DEM NEUEN POPBOARD GESCHÄFTSFÜHRUNGS-DUO

Seit Januar 2025 haben Anna-Kathrin Dietrich und Till Skoruppa als neues Geschäftsführungsteam ihre Plätze im PopBoard Büro bezogen. Auch wenn die beiden keine ganz unbekannten Gesichter in der Kulturszene von NRW sind, wollen wir euch die Zwei hier einmal genauer vorstellen. Neben den kurzen Texten auf unserer Teamseite, haben die beiden ein paar Fragen beantwortet, die ihre Motivation und Fähigkeiten für die neue Arbeit beim PopBoard NRW beleuchten.
KURZINTERVIEW
1. Was hat dich dazu bewegt beim PopBoard NRW anzufangen?
Anna: Ich fühle mich der Poplandschaft in NRW spätestens seit meiner Zeit bei „create music NRW“ vor über 10 Jahren sehr verbunden. Im Grunde bin ich aber noch aus meiner eigenen aktiven Zeit als Musikerin geprägt und vieles was ich damals erlebt und gefühlt habe, trifft auch heute noch zu: Pop bietet niederschwellige Möglichkeiten sich kreativ auszuprobieren, besonders für junge Menschen. Pop ist auch für Rezipient* innen niederschwellig zugänglich. Pop hat großen Einfluss auf unsere Gesellschaft! Dennoch ist Pop(musik) in der Förderlandschaft in Kommunen, Land und Bund immer noch unterrepräsentiert. Junge Menschen in der Klassik erfahren andere Förderung als die im Pop. Das fühlte sich für mich schon immer total falsch an und ich freu mich sehr, dass ich durch meine Tätigkeit als Geschäftsführerin des PopBoard NRW jetzt (wieder) daran mitarbeiten kann, dass Pop von Politik und Gesellschaft stärker unterstützt und getragen wird.
Till: Ich bin seit über zehn Jahren in der Verbandsarbeit und kulturpolitischen Interessenvertretung tätig und mache das auch wirklich gerne. Zum einen empfinde ich es als sinnstiftend, an der Verbesserung der Rahmenbedingungen für Kultur und Kulturschaffende zu arbeiten. Zum anderen ist es unglaublich bereichernd, im Zentrum eines großen Netzwerkes zu stehen und mit so vielen, zum Teil völlig unterschiedlichen Menschen zusammenzuarbeiten, die aber alle auf die eine oder andere Weise im Kulturbereich tätig sind und somit doch eine große Gemeinsamkeit haben. Als ich zum ersten Mal vom PopBoard gehört und einen Blick auf die Homepage geworfen habe, brauchte ich keine Minute, um zu verstehen, wofür es steht. Die Ideale und Anliegen des PopBoards und auch die Probleme, die es zu lösen versucht, sprachen sofort Sichtweisen und ein Gefühl in mir an, die ich schon lange mit mir herumtrage. Hier kamen also zwei Dinge zusammen: meine persönliche Identifikation mit den Idealen des PopBoard und meine Erfahrungen in der Verbandsarbeit. Als ich dann sah, dass die Geschäftsführung ausgeschrieben war, musste ich nicht wirklich lange überlegen.
2. Welche Fähigkeiten bringst du für die Arbeit beim PopBoard mit?
Anna: Ich arbeite schon seit vielen Jahren in Netzwerk-Projekten. Eine heterogene Zielgruppe, wie auch die Akteur*innen innerhalb des PopBoard es sind, gezielt mit Infos zu versorgen, zu vernetzen, Projekte zu realisieren… das ist gar nicht so leicht! Das kostet sehr viel Planung im Hintergrund und erfordert ein breites Wissens über die Eigenheiten der Musiker*innen und Kreativschaffenden! Es macht aber auch großen Spaß. Wir brauchen die Vernetzung und auch die Interessensvertretung „nach oben“. Darin bin ich gut und freue mich auf die neue Aufgabe! Durch meine Tätigkeit im Bundesverband Pueri Cantores, der sogar Teil einer internationalen Gemeinschaft ist, weiß ich wo die Herausforderungen liegen Projekte in die Fläche zu tragen. Beim PopBoard will ich dazu beitragen, dass wir noch mehr wachsen und die Angebote weiterhin passgenau für unsere Zielgruppe sind. Außerdem motiviert mich ein kreatives Umfeld total und ich bin immer wieder begeistert über die Vielfalt der Pop-Szene. Letzte Woche fand in unserem Büro hier in Ehrenfeld ein DJ-Workshop für Frauen über 70 statt. Einfach fantastisch.
Till: In erster Linie habe ich richtig Lust auf die Themen! Vieles, was das PopBoard in seiner noch kurzen Geschichte schon angestoßen hat, war meiner Meinung nach einfach längst überfällig und ich glaube, dass ich ein kleines Portfolio an Fähigkeiten mitbringe, die diesen Schwung weiter aufrechterhalten. Dazu gehört zum Beispiel, dass ich selbst Musik mache, mit meinen Bands hier schon lange in der Regionalliga unterwegs bin und die Szene dementsprechend von innen gut kenne. Außerdem habe ich Musikwissenschaften studiert und viele Jahre in einem Orchester gearbeitet. Als Student noch als Aufbauhelfer bei Konzerten, später dann im Orchesterbüro, wo ich die Begrifflichkeiten und kulturpolitischen Rahmenbedingungen des etwas „etablierteren“ Kulturbetriebs kennengelernt habe. Die Verbandsarbeit habe ich dann quasi von der Pike auf gelernt. Angefangen als Trainee beim Europäischen Musikrat bis hin zum Generalsekretär des Europäischen Musikschulverbandes. Es ist also ein bunter Mix an Dingen, die ich hier mitbringe, um das PopBoard weiter voranzubringen.
3. Welchen Kulturort in NRW muss man unbedingt mal gesehen haben?
Anna: Definitiv das Traumzeitfestival im Landschaftspark Duisburg-Nord! Ein Festival inmitten der Industriekultur, die Mainstage mit Blick auf den Hochofen, eine alte Gießhalle die jetzt ein Spielort für Popkultur ist… diese Kulisse ist einzigartig, fesselnd und regt die Kreativität an! Außerhalb der Festivalsaison empfehle ich die kleinen Clubs, die es nicht nur im Rheinland und Ruhrgebiet gibt. Als gebürtige Westfälin nenne ich hier mal beispielhaft den Bunker Ulmenwall in Bielefeld oder den Hot Jazz Club in Münster. Guckt euch junge Künstler*innen an, solange man sie noch auf kleinen Bühnen erleben kann. Und unterstützt eure lokale Szene.
Till: Kultur in Nordrhein-Westfalen lässt sich an den unterschiedlichsten Orten erleben – von Stadien und Arenen über kleine Clubs bis hin zu Festivals in den unterschiedlichsten Settings. Hier wird einem glücklicherweise eine breite Palette geboten. Nur einen Kulturort davon auszuwählen, würde den vielen anderen nicht gerecht werden. Ich beschreibe lieber ein Gefühl: Ich hatte in meinem Leben immer mal wieder das Glück, Bands in kleinen Clubs zu sehen, die gerade am Anfang einer großen Karriere standen und nur ein oder zwei Jahre später auf weitaus größeren Bühnen auftraten. Dieses besondere Momentum, das Künstler*innen sowohl spüren als auch ausstrahlen, wenn gerade etwas Großes in Bewegung kommt, hat eine ganz eigene Faszination. Wenn der Schweiß von der Decke tropft und man mit jeder Faser spürt, dass gerade etwas Magisches passiert, dann sind das Momente, die einem ewig in Erinnerung bleiben. Solche Erlebnisse kann man definitiv überall in NRW haben – man muss eben nur ein bisschen Glück haben.